Folge 2: Adipositas

Shownotes

Schweres Übergewicht, die Adipositas, ist inzwischen als Krankheit anerkannt – und wohl kaum jemand ist freiwillig dick. Aber was kann man selbst tun? Darüber spricht Wissenschaftsjournalistin Johanna Bayer in Folge 2 mit Ernährungsmediziner Prof. Dr. Johannes Erdmann von der HSWT Weihenstephan-Triesdorf. Er sagt: Die üblichen Tipps zu Ernährung reichen bei Adipositas nicht aus. Auch andere schwere Essstörungen lassen sich nicht einfach mit Ernährung kurieren, etwa die Magersucht: Das Problem steckt im Kopf. Und das ist längst nicht alles – die ganze Gesellschaft ist gefordert.

Im Podcast „Mythos Mahlzeit“ dreht sich alles um Ernährung und Gesundheit: Wer sich gut ernährt, ist fitter und vitaler, heißt es. Möglichst „ausgewogen“ und „gesund“ sollen wir uns ernähren - aber was bedeutet das eigentlich? Bei kaum einem Thema gibt es so viele unterschiedliche Ratschläge, Tipps und Studienmeldungen wie bei der Ernährung. Wissenschaftsjournalistin Johanna Bayer stellt in 10 Folgen Fragen an Expertinnen und Experten: Welche Diät funktioniert – oder funktionieren alle nicht? Wer oder was steckt hinter dieser Planeten-Ernährung, der Planetary Health Diet? Was ist verborgener Hunger? Wer macht eigentlich die Regeln, wie kommen Ernährungsempfehlungen zustande? Und wie hängen Ernährung und Gesundheit wirklich zusammen?


WICHTIG: Dieser Podcast dient der Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Alle Aussagen und Inhalte geben den zum Veröffentlichungszeitpunkt vorliegenden Kenntnisstand wieder, der Veränderungen unterliegen kann.


Host: Johanna BayerBlog Quark und so
Experte: Johannes Erdmann – Lehrstuhl Ernährungsmedizin an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Internist und Endokrinologe


Weitere Informationen/Tipps:

-> Prof. Dr. Erdmann spricht in Minute 11:45 davon, dass Behandlungsangebote für Adipöse bisher im Rahmen der Satzungsleistung der Krankenkasse angeboten werden können. Zur Erklärung: Zumindest ein Teil der Kosten der Ernährungsberatung kann bislang durch die gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Die Voraussetzungen sind: Erstens, ein Arzt/eine Ärztin muss nachgewiesen haben, dass eine Ernährungsberatung medizinisch notwendig ist (sogenannte „ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung“). Und zweitens, muss vor der Ernährungsberatung mit der Krankenkasse geklärt worden sein, wer die Kosten übernimmt.

Broschüre der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) – Ernährung: Möglichkeiten der Beratung und Therapie, Tipps für die Praxis und Beispiele

-> Zeitlich nach Aufnahme hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Basis für ein strukturiertes Behandlungsprogramm (Disease-Management-Programm, DMP) Adipositas für Erwachsene gelegt. Dieses Programm muss nun ausgestaltet werden. Eine gesetzliche Verpflichtung, dass eine Krankenkasse ein DMP anbieten muss, gibt es aber nicht.

Pressemitteilung Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) – Neues Gesundheitsangebot bei Adipositas: G-BA schafft Voraussetzungen für DMP

Glossar:

Adipositas

Adipositas, das schwere Übergewicht, ist eine chronische Krankheit. Menschen mit Adipositas sammeln übermäßig Fettgewebe an, die Gründe sind vielfältig: Ernährung, Lebensstil, wenig Bewegung, die genetische Veranlagung, bestimmte Krankheiten oder Medikamente. Ein Mensch gilt als adipös – oder krankhaft übergewichtig –, wenn der BMI gleich oder über 30 ist. In Kilogramm übersetzt heißt das: ab 15 bis 20 Kilogramm zu viel ist man adipös. Ein BMI zwischen 25 und 30 bedeutet leichtes bis mittleres Übergewicht. Das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes steigt bei Adipositas erheblich.

Zahlen zu Adipositas

Etwa 17 Millionen Deutsche haben Adipositas - damit ist ein Viertel der Erwachsenen stark übergewichtig. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig betroffen. Zählt man Übergewicht (also auch leichtes und mittleres Übergewicht) und Adipositas zusammen, sind sogar knapp 61 Prozent der Männer und rund 47 Prozent der Frauen betroffen. 1999 lagen die Werte noch bei 56 bzw. 40 Prozent – und heute steigt die Tendenz weiter.

Essstörungen

Als klassische Essstörungen gelten drei Formen: die Ess-Brech-Sucht, auch Bulimie genannt, wiederkehrende Essanfälle, die Binge-Eating-Störung, und die Magersucht, medizinisch Anorexie. Die ersten beiden können zu Übergewicht führen, die Magersucht aber zu extremem Untergewicht. Sie ist zwar nicht die häufigste Essstörung, doch die gefährlichste: Die Sterblichkeit der Betroffenen ist 4- bis 14-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Laut Statistischem Bundesamt sind im Jahr 2021 in Deutschland 77 Menschen aufgrund von Essstörungen gestorben – allein 53 davon an Magersucht.


Autorin & Host: Johanna Bayer
Redaktion: Bernd Schlupeck, Johanna Bayer
Medizinisch-pharmazeutischer Faktencheck: Dr. Katharina Kremser
Produktion/Post-Produktion: Yves Seißler
Managing Editor Audio: Peter Glück
Managing Editor Redaktion: Peter Kanzler


"Mythos Mahlzeit" auf YouTube
Impressum Isartal Health Media


Die hier geäußerten Ansichten oder Meinungen geben ausschließlich die Position der Gäste wieder und sollen zur Förderung der Ernährungskompetenz beitragen. Weitere Informationen finden Sie auf aok.de.

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