Folge 4: Verborgener Hunger
Shownotes
Wir haben genug – nämlich gute Lebensmittel: Zu billigen Preisen gibt es im Discounter alles, was man für die richtige Ernährung braucht, zumindest in unserer westlichen Welt. Trotzdem gibt es das Phänomen des verborgenen Hungers und es betrifft Millionen: Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, sogar an Protein. Woran liegt das – an schlechten Gewohnheiten, fehlendem Kochwissen oder schlicht Armut? Experte in dieser Folge ist Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski. Er hält den verborgenen Hunger speziell bei Kindern und Jugendlichen für ein gravierendes Problem, erklärt, warum genügend Fleisch wichtig für das Wachstum ist, warnt vor einseitigen Ernährungsformen wie Veganismus und fordert kostenloses Schulessen für alle Kinder.
Im Podcast „Mythos Mahlzeit“ dreht sich alles um Ernährung und Gesundheit: Wer sich gut ernährt, ist fitter und vitaler, heißt es. Möglichst „ausgewogen“ und „gesund“ sollen wir uns ernähren - aber was bedeutet das eigentlich? Bei kaum einem Thema gibt es so viele unterschiedliche Ratschläge, Tipps und Studienmeldungen wie bei der Ernährung. Wissenschaftsjournalistin Johanna Bayer stellt in 10 Folgen Fragen an Expertinnen und Experten: Welche Diät funktioniert – oder funktionieren alle nicht? Wer oder was steckt hinter dieser Planeten-Ernährung, der Planetary Health Diet? Was ist verborgener Hunger? Wer macht eigentlich die Regeln, wie kommen Ernährungsempfehlungen zustande? Und wie hängen Ernährung und Gesundheit wirklich zusammen?
WICHTIG: Dieser Podcast dient der Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Alle Aussagen und Inhalte geben den zum Veröffentlichungszeitpunkt vorliegenden Kenntnisstand wieder, der Veränderungen unterliegen kann.
Host: Johanna Bayer – Blog Quark und so
Experte: Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski – Ernährungsmediziner, Mitglied der Expertengruppe zu globaler Ernährungssicherheit bei der Weltgesundheitsorganisation WHO, ehem. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesernährungsministeriums.
Weitere Informationen/Tipps:
- Buch: Hans Konrad Biesalski et al. „Der verborgene Hunger“ – Link
- Paper Konrad Biesalski „Hidden Hunger – Consequences for Brain Development“ (Versteckter Hunger – Folgen für die Gehirnentwicklung) – Link
- Heinrich Böll Stiftung – Ernährungsarmut: Wer schlecht isst, ist nicht selber schuld
- Cochrane (Organisation) – Artikel „Auswirkungen der Anreicherung mit mehreren Mikronährstoffen auf die Gesundheit“
- Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ 2024 – Neun Ideen für gesunde Ernährung
Glossar:
Evidenz
Das Wort Evidenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Gewissheit. In der Wissenschaft sind damit Beweise für Hypothesen oder Theorien gemeint. Diese müssen in Studien erbracht werden, davon gibt es verschiedene Arten: reine Beobachtungsstudien zum Beispiel. Sie zeigen nur statistische Zusammenhänge. Ein anderer Typ sind klinische Studien: Probanden bekommen Wirkstoffe, erfasst wird, was dann im Körper passiert. Aber: Die eine, einzige Studie, die etwas sicher belegt, gibt es in der Ernährungswissenschaft nicht. Hier ermitteln Forscher die Evidenz, indem sie alle vorliegenden Studien auswerten.
Bioverfügbarkeit
Die Bioverfügbarkeit ist ein Messwert, der angibt, wie gut der Körper Nährstoffe aus Lebensmitteln verwerten kann. Das ist nicht immer gleich, andere Stoffe können das verhindern oder verbessern. Dabei spielt zum Beispiel eine Rolle, wie gut der Nährstoff – etwa Vitamine oder Protein - im Magen-Darm-Trakt aus dem Lebensmittel gelöst werden kann. Zweitens ist wichtig, in welchem Maß er aufgenommen und im Stoffwechsel genutzt wird. Günstig für die Verarbeitung von Eisen ist etwa Vitamin C. Die Vitamine A, E und D können nur mit Fett zusammen aufgenommen werden und tierisches Protein aus Fleisch oder Eiern ist leichter verwertbar als pflanzliches.
1.000 Tage – Gehirnentwicklung
Die ersten 1.000 Tage eines Kindes von der Schwangerschaft bis zum 3. Geburtstag sind prägend - vor allem für das Gehirn: Es verdreifacht nach der Geburt sein Gewicht, Nervenzellen und Nervenverknüpfungen wachsen, verschiedene Regionen formen sich aus. All das ist wichtig, um Laufen und Sprechen zu lernen, auf die Umwelt zu reagieren und zu kommunizieren. Eine kritische Phase: Ein Baby braucht in dieser Zeit die richtigen Nährstoffe: Fett und Protein, genügend Energie und alle Vitamine. Fehlt zum Beispiel Vitamin B12, folgen Gehirnschäden und Entwicklungsstörungen. Für Säuglinge, aber schon für das Ungeborene ist auch wichtig, wie die Mutter sich ernährt.
Autorin & Host: Johanna Bayer
Redaktion: Bernd Schlupeck, Johanna Bayer
Medizinisch-pharmazeutischer Faktencheck: Dr. Katharina Kremser
Produktion/Post-Produktion: Yves Seißler
Managing Editor Audio: Peter Glück
Managing Editor Redaktion: Peter Kanzler
"Mythos Mahlzeit" auf YouTube
Impressum Isartal Health Media
Die hier geäußerten Ansichten oder Meinungen geben ausschließlich die Position der Gäste wieder und sollen zur Förderung der Ernährungskompetenz beitragen. Weitere Informationen finden Sie auf aok.de.
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