Folge 8: Ernährungsempfehlungen
Shownotes
In der letzten Folge haben wir uns Ernährungsmodelle angeschaut, darunter Keto, Steinzeit-Essen und verschiedene Formen von veganer Ernährung. In dieser Folge geht es darum, wer die Regeln macht: Wer sagt uns eigentlich, was wir essen sollen? Wir sprechen also über Ernährungsempfehlungen – wie sie entstehen, wer sie aufstellt und wie sie begründet sind. Zu Gast ist Prof. Dr. Hannelore Daniel, international renommierte Stoffwechselforscherin. Sie hofft auf bessere Daten, denn die letzte fundierte Studie zum Ernährungsverhalten der Deutschen ist schon von 2008. Damit Gesundheitsschützer und Ernährungsforscher passende Ratschläge geben können, müssen sie aber wissen, was Menschen wirklich essen, so Daniel. Weiteres Thema ist die sogenannte Planeten-Ernährung, die Planetary-Health-Diet. Sie soll Klima und Umwelt schonen und dazu besonders gesund sein. Doch die Expertin sagt: Die Planeten-Ernährung ist nichts für Kinder, Schwangere, Alte und Kranke. Außerdem sagt die Forscherin: „Diese neue klimafreundliche Ernährung ist bislang nicht mehr als ein Modell.“ Sie rechnet auch vor, welche überraschend hohen Mengen an Obst oder Nüssen Deutschland importieren müsste, wenn alle nach der Planeten-Ernährung essen wollten. Am Ende gibt sie einen ganz einfachen, wirksamen Rat: Esst weniger!
Im Podcast „Mythos Mahlzeit“ dreht sich alles um Ernährung und Gesundheit: Wer sich gut ernährt, ist fitter und vitaler, heißt es. Möglichst „ausgewogen“ und „gesund“ sollen wir uns ernähren – aber was bedeutet das eigentlich? Bei kaum einem Thema gibt es so viele unterschiedliche Ratschläge, Tipps und Studienmeldungen wie bei der Ernährung. Wissenschaftsjournalistin Johanna Bayer stellt in 10 Folgen Fragen an Expertinnen und Experten: Welche Diät funktioniert – oder funktionieren alle nicht? Wer oder was steckt hinter dieser Planeten-Ernährung, der Planetary Health Diet? Was ist verborgener Hunger? Wer macht eigentlich die Regeln, wie kommen Ernährungsempfehlungen zustande? Und wie hängen Ernährung und Gesundheit wirklich zusammen?
WICHTIG: Dieser Podcast dient der Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Alle Aussagen und Inhalte geben den zum Veröffentlichungszeitpunkt vorliegenden Kenntnisstand wieder, der Veränderungen unterliegen kann.
Host: Johanna Bayer – Blog Quark und so
Expertin: Prof. Dr. Hannelore Daniel – Professorin für Ernährungswissenschaften mit Promotion und Habilitation im Fach Biochemie der Ernährung
Weitere Informationen/Tipps:
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) – 10 Regeln der DGE
- Die Nationale Verzehrsstudie II von 2008, Institut für Ernährungsverhalten am Max-Rubner-Institut (MRI)– Link
- Stiftung Gesundheitswissen – Interview mit Gerd Antes: „Gesunde Ernährung: Warum sich die Wissenschaft mit Empfehlungen schwertut“
- EAT-Lancet-Kommission – Konzept „Planetary Health Diet“
- Umweltbundesamt (UBA), Texte – Transformation des Ernährungssystems: Grundlagen und Perspektiven – Teil I Wie nachhaltig ist das Ernährungssystem in Deutschland? (S. 14–40)
- Wissenschaftliche Überblicksstudie von Hannelore Daniel et al. (englisches Original) zu personalisierter Ernährung„Genetics and Epigenetics in Personalized Nutrition: Evidence, Expectations, and Experiences“ (Genetik und Epigenetik in der personalisierten Ernährung) – Link
- Studie zum möglichen Mangel am Nährstoffen durch die Planeten-Ernährung (PHD), Original auf Englisch, „Estimated micronutrient shortfalls of the EAT–Lancet-planetary health diet“, 2023 – Link
- Studie zur Modellierung von verschiedenen pflanzenbasierten Ernährungsformen in Bezug auf Gesundheit, Klima und Nachhaltigkeit (Englisch, 2022) – Link
Glossar:
Was ist die Nationale Verzehrsstudie?
Die Nationale Verzehrsstudie, kurz NVS, ist eine Untersuchung zum Ernährungsverhalten in Deutschland. Sie ist die einzige und größte Studie, die fundierte Daten liefert. Speziell geschulte Interviewerinnen mit Fachhintergrund befragten dazu knapp 20.000 Menschen: „Wie häufig haben Sie in den letzten Wochen welche Mahlzeiten verzehrt?“, „Was und wie viel von bestimmten Lebensmitteln und Getränken haben Sie zu sich genommen?“. Eine weitere Gruppe gab zweimal genau Auskunft dazu, was sie am Vortag gegessen und getrunken hatten. Wieder andere schrieben über mehrere Tage ihr Gewicht auf, erstellten also Wiegeprotokolle. Die letzten Daten sind von 2008, eine neue NVS soll 2025 fertig sein.
Was ist die Planetary Health Diet?
Die Idee hinter der Planetary Health Diet ist: Eine gesunde Ernährung für den Menschen soll auch Erde, Umwelt und Klima bekommen. Der Plan stammt von einer Organisation namens EAT, beteiligt ist auch das Wissenschaftsmagazin Lancet. EAT setzt sich für eine neue Form von Landwirtschaft und Ernährung ein und hat für den Plan eine Kommission von Experten beauftragt. Diese stellte 2019 ihre Planetary Health Diet erstmals vor: Basis sollen pflanzliche Nahrungsmittel sein, vor allem Getreide, Gemüse und Obst, ergänzt durch Nüsse, Knollen und Hülsenfrüchte. Der pflanzliche Anteil an der täglichen Energiezufuhr beträgt etwa 80 Prozent. Milch, Fleisch, Fisch, tierische Fette und gesättigte Fettsäuren sind nur wenig vorgesehen. Je nach Tradition und Esskultur können deren Anteile unterschiedlich sein oder sie können auch ganz wegfallen. Für die Idee der Planeten-Ernährung gab es viel Zustimmung – für die Ausführung aber Kritik. Sie soll jetzt überarbeitet werden.
Autorin & Host: Johanna Bayer
Redaktion: Bernd Schlupeck, Johanna Bayer
Medizinisch-pharmazeutischer Faktencheck: Dr. Katharina Kremser
Produktion/Post-Produktion: Yves Seißler
Managing Editor Audio: Peter Glück
Managing Editor Redaktion: Peter Kanzler
"Mythos Mahlzeit" auf YouTube
Impressum Isartal Health Media
Die hier geäußerten Ansichten oder Meinungen geben ausschließlich die Position der Gäste wieder und sollen zur Förderung der Ernährungskompetenz beitragen. Weitere Informationen finden Sie auf aok.de.
Neuer Kommentar